Zugegeben: Ich kenne Isabel García nicht, obwohl sie 25 Jahre in der Kommunikation arbeitet, und ich auch schon 15 Jahre in der Branche auf dem Buckel habe. Vielleicht liegt es daran, dass sie eher aus der Trainings- und Coaching-Ecke kommt, und ich aus der PR. Nichtsdestotrotz hat mich ihr Buch „Die Bessersprecher – Abschied von den größten Kommunikationsirrtümern“ neugierig gemacht. Schließlich verspüre ich schon seit Jahren ein diffuses Unbehagen, wenn es darum geht, Menschen zu sagen, wie sie ihre Vorträge halten sollen. Ich mag mich auf der Bühne nicht verbiegen und auch sonst nicht. Perfekt einstudierte, aber unauthentische Vorträge widern mich an. Und die Autorin schreibt schon zu Beginn, dass Rhetorik hierzulande allzu häufig mit Perfektion gleichgesetzt wird.
Isabel García hat sich für ihr Buch einfach mal die Mühe gemacht, einige der von Medienberatern, Trainern und Coaches vielzitierten Studien zu recherchieren und kritisch zu hinterfragen. Ergebnis: Viele gut klingende Zahlen sind wahlweise erfunden, aus dem Zusammenhang gerissen oder verkürzt dargestellt.
Wenn die Autorin über vermeintliche Gewissheiten schreibt, liest sich das wie Satire, ist aber bittere Ironie und lässt einem das Lachen im Hals stecken bleiben. García differenziert, macht ihre Befunde und Erfahrungen damit aber nicht zu schwer verdaulicher Kost – im Gegenteil: das Buch ist einfach zu lesen; die Tipps sind gut zu behalten. Wer hätte gedacht, dass Sport gegen Lampenfieber hilft? Schon klarer ist, dass Bilder in der Sprache nur dann etwas taugen, wenn sie einen konkreten Gegenstand beschreiben. Alle Praxistipps stehen am Kapitelende eines jeden Mythos‘, mit dem sich die Autorin befasst. Ich persönlich hätte dabei auf Hashtags verzichtet, weil sie für mich die Lesbarkeit verschlechtern; aber das ist Geschmackssache.
Wichtig ist: es kommt nicht auf Perfektion an, sondern auf Wertschätzung des Gegenübers oder des Publikums und vor allem Authentizität. Dann kommt der Erfolg (fast) von selbst.
Fazit: Absolut empfehlenswert für alle, die gängige Kommunikationsmythen schon immer angezweifelt haben und wissen wollen, worauf es ankommt (nämlich auf einen selbst).