Mentoring gibt es schon seit der Antike: Telemachos aus der homerischen Odyssee hatte in Mentor einen väterlichen Freund und Ratgeber. Die beiden begründeten das erste Mentoring-Tandem. Seitdem gab es natürlich eine Reihe berühmter Mentoring-Tandems. Einige davon sind bekannt, andere weniger.
Nachstehend einige Beispiele – und was sie gemeinsam erlebt und erreicht haben.
Nicht aus der griechischen Mythologie, aber ebenfalls aus der Antike stammt die Überlieferung, dass Sokrates für seinen Schüler Platon so etwas wie ein Mentor gewesen sei. Platon betrachtete Sokrates nicht nur als seinen Lehrer, sondern als geistiges Vorbild. Als Sokrates wegen Gotteslästerung hingerichtet wurde, verteidigte Platon ihn; musste deshalb aber emigrieren. Die von Platon begründete Denkschule basiert in weiten Teilen auf dem sokratischen Erbe.
Sicher ein ungleiches Paar: Die Sagengestalten Merlin und Arthur kämpften gegeneinander – mit und ohne Magie. Merlin wurde der Diener Arthurs und schließlich sein Freund und Mentor. Merlin rettet seinen Schützling mehrfach aus (Lebens-)Gefahren, die diesem nicht einmal bewusst sind. Er prophezeit Arthur, dass er ein großartiger König wird und tut selbst alles dafür. Nichtsdestotrotz muss er miterleben, wie Arthur in seinen Armen stirbt.
Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freund, erkor sich Carl Gustav Jung als seinen Nachfolger aus. Für Jung wurde Freud zu einem Mentor, der ihn sogar zum ersten Präsidenten der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung machte. Zugleich sind die beiden ein Beispiel für eine Mentoring-Beziehung, die zerbrach: Jung wandte sich von der Freud’schen Sexualtheorie ab und zerstörte so die gemeinsame wissenschaftliche Basis. Spätestens als er sich den Nazis zu- und Freud als Juden abwandte, verlor er eine Menge an Renommee.
Als Alexander von Humboldt auf Gotthold Eisenstein aufmerksam wurde, war dieser ein junges und aufstrebendes Talent in der Mathematik seiner Zeit. Humboldt seinerseits war ein anerkannter Wissenschaftler mit beträchtlichem Einfluss am königlichen Hof. Er setzte sich nicht nur für finanzielle Zuwendungen der Regierung für Eisenstein ein, sondern nahm ihn auch gegen Kritik seiner Zeitgenossen in Schutz. Nachdem Eisenstein an Tuberkulose erkrankte und mit 29 Jahren starb, war es Humboldt, der ihm das letzte Geleit gab und die Eltern des Verstorbenen unterstützte.
Zwei Weltklasse-Regisseure – und doch wäre Woody Allen ohne Ingmar Bergman nicht denkbar. Immer wieder äußerte sich Woody Allen nach dem Tod des schwedischen Regisseurs über dessen Werk und das, was er von ihm gelernt habe. Noch heute zeugen Zeitungsartikel, Interviews und Videos von der Verehrung, die Allen für seinen ehemaligen Mentor empfindet.
Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, nennt Steve Jobs als seinen Mentor und eine große Inspirationsquelle. Zuckerberg löcherte Jobs mit dutzenden Fragen und bekam unter anderem wertvolle Hinweise für den Aufbau eines Teams, das sich genauso wie Zuckerberg dem Facebook-Projekt verschrieb. Der Respekt, den Zuckerberg für Jobs empfand wird auch in den letzten Worten deutlich, die er für den verstorbenen Apple-Gründer fand: “Thanks for showing that what you build can change the world.”
Yves Saint Laurent gelang es, als junger Designer bei Christian Dior anzuheuern und sich schon bald einen exzellenten Ruf für die von ihm entworfenen Kleider zu erarbeiten. Ohne Dior als Mentor wäre das nicht denkbar gewesen, auch wenn sich Yves Saint Laurent später daran erinnerte, dass er zu Beginn in Gegenwart von Dior kein Wort herausbekam. Dior brachte ihm die Grundlagen der Mode bei und faszinierte ihn jeden Tag aufs Neue. Nichtsdestotrotz nahm die Beziehung der beiden Modeschöpfer kein gutes Ende: Saint Laurent verklagte Dior wegen Bruchs seines Arbeitsvertrags.
Warren Buffet war für Bill Gates jemand, an den er sich wandte, wenn er Probleme hatte. Buffet brachte ihm bei, mit schwierigen Situationen umzugehen und – ganz entsprechend seinem eigenen Anlage-Credo – die langfristige Perspektive nicht aus dem Blick zu verlieren. Gates schätzte an Buffet, dass dieser seine Erfahrungen immer in einfachen Formulierungen weitergab, so dass möglichst viele Menschen davon profitieren konnten. Buffet wiederum mochte die Ansicht von Bill Gates, dass Reichtum nicht vererbt, sondern zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden sollte.
Tina Turner und Mick Jagger sind eines der seltenen Beispiele für eine Mentoring-Beziehung, in denen die Mentorin über ihren Mentee mehr gesprochen hat als umgekehrt. So erklärte Tina Turner einmal, sie habe Mick Jagger das Tanzen beigebracht. Getroffen hatten sich die beiden bei einem Rolling-Stones-Konzert. Später standen sie sogar unter anderem bei Live Aid gemeinsam auf der Bühne.
Als Richard Branson seine Fluggesellschaft Virgin Atlantic gründete, suchte er sich Freddie Laker, der die erste Billigfluggesellschaft für die Langstrecke gegründet hatte, als seinen Mentor. Als Virgin bereits erfolgreich war, erklärte Branson, dass er ohne Laker niemals Erfolg gehabt hätte. Er rate allen Start-ups, ihr Ego zurückzustellen und sich jemanden als Mentor an die Seite zu holen.
Stefan Raab wurde auf Lena Meyer-Landrut bei ihrem Auftritt in „Unser Star für Oslo“ aufmerksam, wo er als Juror ihre künstlerische Leistung schätzte. Er nahm sie daraufhin als Mentor unter seine Fittiche und schaffte es, sie zum Eurovision-Song-Contest-Sieg zu begleiten. In der Folge komponierte und produzierte Raab weitere Lieder für Lena, der es seitdem gelang, sich als Sängerin und Künstlerin zu etablieren.
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