Mentoring braucht Mut

Kreidezeichnung auf Schiefer von 4 Köpfen mit gekreuzten Pfeilen
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Rezension: Tribe of Mentors / Tools der Mentoren
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Mentoring braucht Mut

Foto: Mitautor Philipp Schindera des Buches Mentoring - Wissenswertes und Persönliches

Im Folgenden lesen Sie aus unserem kostenfreien Buch Mentoring – Wissenswertes und Persönliches den Erfahrungsbericht von Philipp Schindera, in dem er u. a. beschreibt, warum er gern ehrenamtlich Mentor ist und dass es nicht viel braucht, um viel zu bewegen.


Mentoring hat für mich zwei Seiten: Vertrauen des Mentors in seinen Mentee – jemanden der sagt: „Ich traue Dir das zu!“, aber auch die Bereitschaft des Mentees, das Besagte dann zu tun. Ich hatte das Glück von beidem zu profitieren: Es gab im Laufe meiner Karriere immer Menschen, die mir Dinge zugetraut haben, und ich hatte gleichzeitig auch immer eine gewisse Hemdsärmeligkeit und sagte mir: „Das probierst du mal aus!“

Ich hatte schon sehr früh in meiner Laufbahn das Glück, von tollen Mentoren zu profitieren. Schon bei meinem ersten Praktikum – ich war 17 – blieb mir das Kaffeekochen und das Kopienmachen erspart. Stattdessen nahm man mich an die Hand, förderte, aber vor allem forderte mich und zeigte mir so, was es heißt, ein guter Lokaljournalist zu sein.

Und so ging es weiter: Bei jeder meiner beruflichen Stationen haben sich Menschen für mich Zeit genommen und mir zum Beispiel erklärt, wie man eine Radiosendung „fährt“ oder einen Beitrag „baut“. Sie haben an mich geglaubt und mir Verantwortung übertragen. Beim Radio durfte ich schon als Praktikant moderieren. Bei der Deutschen Telekom war ich noch keine vier Wochen an Bord, als ich gefragt wurde, ob ich nicht die geplante Pressekonferenz mit den Backstreet Boys organisieren könnte. Ich hatte bis dato noch nie eine PK organisiert. Das Maximum war die Teilnahme an Pressegesprächen als Lokalreporter: Üblicherweise der Gesprächspartner, vielleicht ein Pressesprecher und zwei, drei andere Vertreter von lokalen Medien. Hier erwarteten wir rund 100 Pressevertreter, es kamen am Ende deutlich über 150.

Was ich von meinen Mentees erwarte

Die Beispiele zeigen: Es reicht nicht, wenn jemand als Mentor berät und ermutigt. Man muss schon auch den Mut und das Selbstvertrauen haben, die besprochenen Dinge umzusetzen. Das erwarte ich heute auch von meinen Mentees: Ich kann ihnen etwas erklären, zutrauen, sie an die Hand nehmen und ihnen Mut machen. Die sich eröffnenden Chancen ergreifen und durch die Tür gehen muss jeder Mentee dann aber selbst. So wie bei mir damals mit den Backstreet Boys: Irgendwann kam die Sicherheitsabteilung auf mich zu und meinte, wie wir das denn mit den Absperrungen für die kreischenden Teenies machen würden – spätestens da bekam ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ich hatte keine Ahnung. Aber ich habe einfach auf mein Bauchgefühl vertraut. Ein Rückzieher kam für mich nicht in Frage: Mein Chef wird sich schon etwas dabei gedacht haben, und so eine Chance hätte ich kein zweites Mal bekommen. Und ich sollte ja schließlich lernen, wie man so etwas macht.

Es geht beim Mentoring nicht nur um zuhören und Mut machen. Es geht auch um Erfahrungsaustausch, wobei ich „Austausch“ deutlich unterstrichen wissen möchte! Mentoring ist keine Einbahnstraße, bei der der Mentor „lehrt“ und der Mentee „lernt“. Ich lerne von jedem Mentee! Mentoring ist auch keine Altersfrage: Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Reverse Mentoring gemacht: Junge Menschen haben mich an die Geheimnisse von Social Media herangeführt und tun es bis heute. Mentoring ist auch keine Frage der Hierarchie: Ich bin sehr früh Führungskraft geworden und war froh, dass mich erfahrene Kolleginnen und Kollegen in meinem Team gecoacht haben. Das geht natürlich nicht so ohne weiteres, es verlangt die Bereitschaft von beiden Seiten, sich darauf einzulassen, aber es funktioniert.

Es braucht nicht viel, um viel zu bewegen

Wenn ich heute gefragt werde, warum ich meine knapp bemessene Zeit als Mentor investiere, dann vor allem deshalb, weil es gar nicht so zeitaufwändig ist – normalerweise eine Stunde im Monat pro Mentee. Der Hauptgrund für mich ist aber, dass ich etwas zurückgeben möchte. Ohne meine Mentorinnen und Mentoren wäre ich nie so weit gekommen. Von daher war es für mich nie eine Frage, ob ich mit meinen Ratschlägen andere in ihrem Fortkommen unterstütze. Das System Mentoring funktioniert nur so. Lange Zeit sah ich mich gar nicht als Mentor; ich war einfach hilfsbereit.

Irgendwann bin ich dann mal angesprochen worden, ob ich mich an einem Mentoring-Programm beteiligen wolle. Anfangs wusste ich gar nicht, was das ist.

Mittlerweile habe ich mehrere Mentees parallel, von außerhalb der Telekom, aber auch Kolleginnen und Kollegen. Wobei mir wichtig ist, dass ich jedem einzelnen gerecht werde. Das Mentoring bei uns wird komplett den Tandems aus Mentor und Mentee überlassen. Wir Mentoren stehen auf einer Liste und werden von potentiellen Mentees angesprochen. Das Matching ist also ein zufälliges. Die Auswahl meiner Mentees treffe ich selbst. Ein besonderes Anliegen ist mir die Frauenförderung. Bei der Auswahl meiner Mentees lege ich Wert darauf, dass sie möglichst verschieden von mir sind. Denn nur so habe ich die Chance, von ihnen auch als Mentor zu profitieren und auch etwas für meinen Alltag und für mich als Person mitzunehmen. Bei Mentees außerhalb der Telekom schaue ich deshalb nach Menschen aus anderen Branchen oder Unternehmen, die sich von der Telekom unterscheiden – Gegensätze ziehen mich an. Die Herausforderungen anderer Menschen und ihrer Organisationen interessieren mich, und sie sind Abwechslung und Bereicherung für mich. Oftmals resultieren aus anfänglichen biographischen Gegensätzen sogar die größten Gemeinsamkeiten. Meine Mentees sind ein bunter Querschnitt: Vom Führungskräfte-Nachwuchs bis zum einfachen Mitarbeiter. Angenehmer Nebeneffekt: Man bekommt als Führungskraft mit, was der einfache Mitarbeiter so denkt. Normalerweise kenne ich meine Mentees vor dem Mentoring nicht. Offenheit im Umgang ist da essentiell. Wir treffen uns regelmäßig und tauschen uns aus. Ich versuche als Ansprechpartner immer da zu sein; meine Mentees verstehen aber auch, dass das im Alltag nicht immer spontan klappt.

Warum ich Mentor bin

Die meisten meiner Mentees machen in der Zeit unseres Mentorings eine schöne persönliche und berufliche Entwicklung. Mir begegnen ab und zu Menschen, die mir nach zehn Jahren noch sagen, was sie dem Mentoring mit mir verdanken. Häufig ist einem das als Mentor gar nicht so klar, und mir ist dieser Dank häufig auch fast schon unangenehm. Andererseits freut es mich natürlich, und es macht mich auch stolz, wenn meine Mentees erfolgreich in dem sind, was sie machen. Mentoring ist für die Möglichkeit da, in relativ kurzer Zeit viel zu bewegen – ein wohltuender Kontrast zum oft langwierigen Unternehmensalltag. Von daher verbinde ich mit Mentoring sehr viele positive, gute Gefühle. Es ist schön und Sinn stiftend, etwas vernünftiges zu tun. Als Mentor bekommt man für sein Engagement sehr viel zurück, was ich in vielerlei Hinsicht als sehr lohnend empfinde: menschlich, fachlich und persönlich. Die positive Entwicklung anderer Menschen gibt einem selbst ein gutes Gefühl und erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und tiefer Zufriedenheit.

 

Portraitfoto: Mentor Philipp SchinderaÜber Philipp Schindera

Philipp Schindera hat lange als Radiojournalist gearbeitet und ist dann eher durch Zufall 1996 zur Unternehmenskommunikation der Deutschen Telekom gekommen. Nach mehreren Stationen bei der Mobilfunktochter T-Mobile, verantwortet er seit November 2006 die Unternehmenskommunikation des Konzerns. Neben seiner Tätigkeit als Mentor engagiert er sich ehrenamtlich im Bundesvorstand der Deutschen Public Relations Gesellschaft DPRG.

 

 

 

 


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Darin lesen Sie Wissenswertes, Tipps und Tricks rund um Mentoring.
Enthalten sind u. a. dieser Erfahrungsbericht von Ph. Schindera oder jene von Lena Neumann und Peter Diekmann.

 

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