Mit einem Mentor kann ein Mentee seine Karriere voranbringen. Ein erfolgreiches Mentoring hängt hauptsächlich vom Durchhaltewillen und der Zielstrebigkeit des Mentees sowie der Chemie zwischen Mentor und Mentee ab. Mentoren-Fehler – bewusst oder unbewusst gemacht – können das Scheitern des Mentoring-Tandems hervorrufen.
Nach dem ersten Kennenlernen steht zu Beginn der Mentoring-Beziehung ein wichtiger Meilenstein an: das Festschreiben der Mentoring-Ziele in einer Mentoring-Vereinbarung. Fehlt dieser Schritt, können Mentoren nicht zielgerichtet ihre Erfahrung und Unterstützung einbringen, Mentees können nicht das volle Potential der Mentoring-Zeit ausschöpfen – wie ein schlingerndes Tandem auf der Straße nach Nirgendwo.
Investieren Sie Zeit in die Zielfestlegung für das Mentoring. Nur so weichen Mentor und Mentee nicht ab und können am Ende das Mentoring evaluieren.
Zu Beginn der Mentoringbeziehung legt der Mentor keinen Wert darauf, die organisatorischen Rahmenbedingungen mit seinem Mentee festzuschreiben. Probleme u. a. in der Kommunikation und der Regelmäßigkeit der Treffen sind das Resultat und streuen Sand ins Getriebe des Mentorings.
Schaffen Sie für die Zeit des Mentorings klare Strukturen, in denen die Erwartungen hinsichtlich Kommunikation, Treffen, Ergebnissen und Art der Zusammenarbeit von Mentor und Mentee einfließen und klar artikuliert werden. So verhindern Sie Enttäuschungen – auf beiden Seiten.
Es gibt Mentoren, die verschieben ein Mentoring-Meeting nach dem anderen. Wie wirkt dies wohl auf den Mentee? Fühlt er sich wichtig und angenommen? Wohl kaum!
Wenn Sie als Mentor zugesagt haben, dann ist das Treffen mit Ihrem Mentee ein Jour Fixe. Können Sie diese Zeit nicht regelmäßig einhalten, sollten Sie besser zu einem späteren Zeitpunkt Mentor werden.
Müssen Sie wirklich einmal einen Termin absagen, dann wenden Sie sich proaktiv und so bald wie möglich an den Mentee; nennen Sie von sich aus einen Ersatztermin.
Neben den fehlenden Mentoring-Zielen kann auch das Fehlen einer Vision dem Mentee schaden. Hat er keine, macht er sich vielleicht fälschlicherweise die Vision des Mentors zu eigen.
Wenn sich die Beziehung entwickelt, sollte der Mentor darauf achten, den Mentee dazu zu bringen, einen Weg für sich selbst zu finden, der den zentralen Stärken und Werten des Mentees entspricht. Damit erspart der Mentor seinem Mentee Zeit und Frustration, den falschen Weg gegangen zu sein.
Nicht selten schauen Mentees zu ihrem Mentor auf und zollen ihm hohen Respekt. Diese positive Arbeitsgrundlage für eine Mentoring-Beziehung wird jedoch konterkariert, wenn der Mentor das absolute Gegenteil dessen ist, was er behauptet zu sein.
Vermeiden Sie Hintergedanken im Mentoring. Zeigen Sie sich Ihrem Mentee als integrer und vertrauenswürdiger Begleiter. Ihr Mentee verlässt sich in Krisenzeiten auf Sie.
Mentoren übernehmen in gewisser Weise Führungsaufgaben in einer Mentoring-Beziehung. Mentees suchen bei ihnen Einsicht und Orientierung. Allerdings wirkt eine Anleitung des Mentors für Mentees fast wie ein Befehl vom Chef, wenn der Mentor diese nicht erklärt.
Ein fürsorglicher Mentor stellt sicher, dass er seinen Mentee inspiriert, indem er ihm seine Gedankengänge offenlegt. Das stärkt auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Wenn Sie als Mentor in Ihrem Verhalten ein schlechtes Vorbild abgeben, kann das Ihren Mentee schädigen. Er beobachtet Sie während der Mentoring-Zeit sehr intensiv und wird versuchen, Sie zu imitieren.
Was bei Ihnen als erfahrene Führungskraft vielleicht keine Rolle mehr spielt, kann für Ihren Mentee z. B. beim Berufseinstieg fatale Auswirkungen haben. Machen Sie sich bewusst, welche Verhaltensweisen Ihr Mentee nachahmt und reflektieren Sie, ob dies in seiner Situation passend ist. Weisen Sie ihn ggf. auf das inadäquate Verhalten hin.
Ein Mentee öffnet sich seinem Mentor nur, wenn das Gesagte vertraulich behandelt wird. Bricht der Mentor dieses Vertrauen und erzählt der Mentor Dritten etwas aus diesen Gesprächen, schwindet die Basis zwischen Mentor und Mentee. Der Mentee wird seine Worte zurückhaltend, vorsichtig und möglicherweise sogar unehrlich auswählen. Wer kann es ihm verdenken?
Offene, ehrliche, respektvolle und wertschätzende Kommunikation – das ist die Basis für langfristiges Vertrauen und eine gelingende berufliche Mentoring-Beziehung.
Je nach beruflicher Situation kann ein Mentee sehr in seinen – meist negativen – Emotionen feststecken. Verhakt sich der Mentor ebenfalls darin, ist das ein großer Fehler: Das Erreichen der Mentoring-Ziele rückt in weite Ferne.
Mitgefühl zeigen ist hier das Mittel der Wahl für einen Mentor. Er zeigt seinem Mentee Verbundenheit, hat aber nach wie vor die nötige Distanz, um seinen Mentee aus der emotionalen Sackgasse herauszuführen.
Der größte Fehler, den ein Mentor begeht, ist: Denken, dass der Mentee wie er selbst genau den gleichen Karriereweg auf die gleiche Art beschreiten muss, um erfolgreich zu sein.
Vielmehr sollte der Mentor seine Erfahrungen und sein Wissen mit dem Mentee teilen. Der Mentee sollte dann von Ihnen aufgefordert werden, Ihre gelernten Lektionen auf seine individuelle Situation zu übertragen und zu betrachten, um die für ihn passenden Schritte einzuleiten.
Wenn Sie Ihrem Mentee nicht vertrauen und ihm einen bestimmten Lösungsweg vorschlagen, könnten Sie ihn nicht nur den falschen Weg weisen, sondern auch sein Selbstvertrauen untergraben. Zwingen Sie Ihrem Mentee nicht – offen oder verdeckt – etwas auf, was Sie für richtig halten.
Lassen Sie los, vertrauen Sie ihm und geben Sie ihm Sicherheit. Erlauben Sie ihm, selbst zu lernen, eigenständig voranzukommen und zu wachsen. So entsteht Selbstvertrauen.
Handelt der Mentor respektlos oder gar stolz, macht er seinen Mentee klein. Der Mentee verliert Vertrauen in seinen Mentor und auch in sich. Das steht jeder positiven Veränderung im Weg.
Mentoring ist ein Geben und Nehmen – wobei häufig der Mentor etwas mehr gibt. Zollen Sie Ihrem Mentee Respekt hinsichtlich seiner Persönlichkeit, seines Wissens und seiner Zeit. Mentoren tragen die gleiche Verantwortung wie Führungskräfte: Sie sollen ihren Mentee stärken und bereichern, damit er wachsen und sich verändern kann.
Mentoren sind mit Leib und Seele dabei, das Potenzial im und die Leidenschaft des Mentees zu wecken. Ruft ein Mentee sein Potenzial nicht ab, sind wir versucht direktiv einzugreifen und ihn zu seinem Ziel zu lotsen.
Das Problem eines solchen Mentoren-Verhaltens? Wir können uns einfach um den Mentee und seine Arbeit kümmern. Wir müssen Versagen zulassen. Ansonsten leben die Mentees unsere Lebensvorstellungen und Zielsetzungen, – und nicht die ihren.
Barsche und unproduktive Worte des Mentors können sich in den Ohren des Mentees anhören wie Abscheu – er fühlt sich vom Mentor zurückgewiesen. Schelte wird persönlich genommen und stellt Persönlichkeit, Verhalten und Einstellung des Mentees in Frage. Der Mentee wird defensiv oder gar wütend.
Schimpfen mit erhobenem Zeigefinger kann daher nie das Mittel eines Mentors sein, da es die Beziehung zum Mentee zerstört, Teamgeist untergräbt und den Dialog erschwert.
Verfolgen Sie beim Mentoring ein persönliches Ziel? Möchten Sie die Entwicklung des Ihnen anvertrauten Mentees beruflich in eine Richtung bringen, die Ihnen nutzt? Wenn ja, dann verschwenden Sie die Zeit Ihres Mentees, arbeiten nicht zu seinem Wohl und beschädigen das Wachstumspotenzial Ihres Mentees.
Unparteilichkeit und Selbstlosigkeit: Das sind essentielle Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Mentoring-Beziehung.
Kennen Sie weitere Mentoren-Fehler? Welche Tipps zur Abhilfe haben Sie parat?
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