Wir sind es gewohnt, Männer als Mentoren zu sehen. Wir sind es gewohnt, sie als Mentoren anderer Männer zu sehen, und wir gewöhnen uns auch daran, sie als Mentor jüngerer Frauen zu sehen. Wenn mehr Frauen in Führungspositionen kommen, sehen wir auch eine wachsende Zahl von Mentorinnen, die jüngere Frauen betreuen.
Aber es gibt eine Mentor-Mentee-Beziehung, die wir nicht so gut kennen: Mentorinnen, die jüngere, männliche Mentees haben. Schließlich gibt es bei weitem nicht so viele weibliche wie männliche Führungskräfte, die als Mentorin in Frage kommen. Auch die wissenschaftliche Forschung hat hier bis dato einige blinde Flecken. Bekannt ist, dass Männer Mentorinnen suchen, wenn sie mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kämpfen. Typischerweise ein Frauen-Problem, entwickelt sich dieser Themenkomplex nun im Zuge der elterlichen Gleichberechtigung zum Problem beider Geschlechter. Weibliche Führungskräfte können hier im Hinblick auf Home Office-Regelungen, Teleworking, Zeitmanagement, etc. wertvolle Anregungen geben.
Eine Mentoring-Beziehung zwischen einer Mentorin und einem männlichen Mentee ist weniger technokratisch als in einem klassischen Tandem. Hier geht es auch um Bedürfnisse, Gefühle und den Wert von zwischenmenschlichen Beziehungen im Berufsleben. Männer sehen in einem Mentoring eher die Transaktion, Frauen einen zweiseitigen Prozess mit der Beziehung im Mittelpunkt.
Während Männer häufig sehr karriereorientiert agieren und das Gefühl haben, den nächsten Schritt auf der Leiter unbedingt machen zu müssen, fragen Mentorinnen auch, ob es das ist, was der Mentee tatsächlich will und womit er sich wohlfühlen würde. Einen Mentee durch diese Art von Entscheidungsfindung zu führen und die Wahl zu treffen, die für ihn am besten ist – genau darum geht es bei einem guten Mentoring; ob mit einem Mann oder einer Frau.